Janturan Panji Udan

Makalah karangan Agus Bimo Prayitno 13-12-2014 (terjemahan dalam bhs. Jerman oleh Lydia Kieven); pernah diterbitkan dalam majalah KITA isu 1/2015

Janturan Panji Udan

'Janturan' ist eine von mir kreierte Performance-Art (Beginn im Jahre 2013). Sie beabsichtigt, die Welt der Imagination des indonesischen und insbesondere des javanischen Volkes wieder zu wecken, dessen ursprüngliche und unabhängige Träume schon verloren gegangen sind. Ein weiterer Grund für meine Kreation ist meine Sorge um das Wayang-Schattenspiel, das vom Volk (insbesondere dem javanischen Volk), dem eigentlichen Besitzer des Wayang, nicht mehr beachtet wird. Bei Wayang-Aufführungen ist die Aufmerksamkeit der Zuschauer hauptsächlich auf die lustigen Szenen gerichtet - 'limbukan und 'gara-gara - sowie auf die Schlägereien in den kriegerischen Episoden. Meinem Verständnis nach ist Wayang vielmehr ein "Höhepunkt der bildenden Kunst von großer Schönheit und einer hochentwickelten spielerischen Technik" (Zitat von Mbah Jamhur, ein Dalang, der während der Suharto-ära nach Europa ging und den ich in den 1990er Jahren häufig in Köln und Amsterdam traf). Als 'lakon (Erzählstoff) für das Jantur greife ich zurück auf das 'Mahabarata, das 'Ramayana, das 'Babad Tanah Jawi, sowie auf die Panji-Geschichten als spezifisches Genre der javanischen Literatur.
Ende 2011/Anfang 2012, d.h. etwa ein Jahr nach dem großen Ausbruch des Vulkans Merapi, führte ich gemeinsam mit Romo V. Kirjita ein Sozialisierungsprogramm zum Thema "Reines Wasser" ein. Dieses Programm richtet sich auf die Entwicklung von gesundem und qualitativ gutem Wasser für die Bevölkerung, insbesondere für die einfachen Bevölkerungsschichten. Das Grundwasser in Indonesien ist zum größten Teil verunreinigt. Wir wählten exemplarisch ein Dorf am Hang des Merapi-Berges, das seit Menschengedenken nur Regenwasser gebraucht, und das innerhalb von Sozialisierungsmaßnahmen häufig hintenangestellt wird, was noch intensiviert wird durch die üblichen Unterrichtsmethoden in der Schule, die den Fortschritt solcher Dörfer keineswegs fördern.

Schließlich setzte ich meine eigene Sprache und Rhetorik ein, nämlich die Vorführungen des Jantur mit Panji-Geschichten. Jedoch weiß das Volk kaum noch, was Panji-Literatur ist, wer Panji ist, wo man Panji kennenlernen kann, usw.

Gleichzeitig mit den Plänen und Bemühungen von Lydia Kieven, einer deutschen Archäologin mit Spezialisierung auf ostjavanische Kultur, ein Panji-Zentrum zu gründen, entwickelte ich ein tembang mocopat [2] für das lakon Sang Setyawan[3] sowie für ein lakon Panji. Diese lakon haben als Vorlage die bildnerischen Motive von Reliefs an Tempeln mit Darstellungen von Panji-Geschichten sowie einer Panji-Statue. Diese gemeißelten Abbildungen sind typisch für die ostjavanische Kunst (im Vergleich zu der zeitlich früheren zentraljavanischen Kunst).

Auf ihrem kulturellen Hintergrund, dass Ihnen die Panji-Märchen sowie die Panji-Geschichten im Kethoprak noch einigermaßen vertraut sind, haben die Dorfleute eine gewisse Bereitschaft, das Jantur Panji anzunehmen und verstehen zu wollen.

Mir ging es vor allem darum, der einfachen Dorfbevölkerung Kenntnisse über gesundes, reines und qualitätsvolles Wasser zu vermitteln, d.h. Wissen über das Wasser als chemische Zusammensetzung (H2 O), über die Inhaltsstoffe des Wassers wie Mineralien, PH-Wert, negative Ionen und Oxigen-Gehalt. Eine der Techniken ist die Elektrolyse des Wassers. Digitale und visuelle Mittel sowie pädagogische Methoden mit Unterhaltungswert wurden eingesetzt, unter Einbeziehung der kulturellen Tradition von Märchen. Auf diese Weise konnte der Lern-prozess bezüglich der verschiedenen Aspekte des Wassers in Gang gesetzt werden, sowie dieses Wissen von der Dorfbevölkerung (am Hang des Merapi-Berges) umgesetzt werden.

Dies geschieht in Entsprechung mit der Essenz der Panji-Geschichten, in denen Panji als Adliger vom Königreich Jenggala umherwandert und fortwährend das Leben der Menschen in den Dörfern verteidigt. Dies ist eine Parallele zum Thema meines Programms, welches das Leben der "kleinen Leute" in den Dörfern verteidigt. Die Jantur-Vorführungen beinhalten das lakon "Panji Udan" (zu deutsch: "Panji des Wassers", Anm.d.Red.), das auf dem Märchen von Enthit basiert. Der Inhalt dieser Erzählung ist ein Dorf, das sehr arm und wo das Leben sehr schwierig ist, sowohl geographisch, als auch sozial und ökonomisch gesehen. Die Hauptperson ist ein alter Mann, der keine Kinder hat; während er - wie häufig - meditiert, kommt ein Mensch mit häßlichem Aussehen und einer näselnden Stimme namens Panji Udan/Enthit, den der alte Mann schließlich als Kind aufnimmt.

Seit dem Auftauchen von Enthit, ist die Dorfbevölkerung harmonischer, hilft einander mehr, ist zunehmend kreativ in der Landwirtschaft und in der Viehzucht, ebenso im Bambus-Handwerk, und ist schließlich auch erfindungsreicher im Sammeln von reinem Wasser sowohl zur Trocken- als auch Regenzeit, so dass die Wasserbehälter jedes Hauses sowie die Vorratsbecken des Dorfes stetig gefüllt sind. Das Dorf verändert sich und wird fruchtbar und reich.

Jantur wird in Wander-Vorführungen dargeboten, die den Charakter des ngamen (umherziehende Musiker, die um kleine finanzielle Gaben bitten, Anm.d.Red.) haben. Diese Art von Vorführung wird von der Bevölkerung gut angenommen, denn: Ich stelle dörfliche Akteure und dörfliches Setting heraus (und nicht die Fürstenhöfe), die Darbietung ist sehr flexibel und einfach, abhängig von den Musikinstrumenten, die jeweils zur Verfügung stehen. Die Gesänge und Dialoge geschehen direkt, so dass die Bühne eins wird und sich vermischt mit den Zuschauern.

Klaten, 13. Dezember 2014

Jantur: Panji und seine beiden BegleiterJantur: Panji und seine beiden Begleiter
Jantur: ein panakawan (links) begegnet zwei Leuten aus dem DorfJantur: ein panakawan (links) begegnet zwei Leuten aus dem Dorf

Anmerkungen

[1]: In etwa zu übersetzen mit: "Panji-Jantur-Aufführungen mit dem Thema Wasser". (Diese Fußnote sowie alle folgenden sind Anmerkungen der übersetzerin.)
[2]: tembang mocopat bezeichnet das Singen javanischer Texte mit bestimmten Versmaßen. Die Texte basieren auf altjavanischer Dichtkunst oder Lehr-Texten.
[3]: Sang Setyawan ist ein altjavanisches poetisches Werk. Lakon ist die Bezeichnung für die Handlung einer Wayang-Geschichte.

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